Malawi-Projekt - Implementierung - Teil 4 - Grundwasser und Hühnchen zum Abschied

Malawi-Projekt - Implementierung - Teil 4 - Grundwasser und Hühnchen zum Abschied

Unsere letzte Woche in Malawi begannen wir zunächst mit etwas gedrückter Stimmung. Denn nach dem überraschenden Verlust unserer Bohrfirma wurde es zeitlich langsam knapp, noch vor unserer Rückreise einen funktionierenden Brunnen zu bauen. Doch dann ging plötzlich alles ganz schnell und  dank der äußerst hilfsbereiten Kollegen der Welthungerhilfe bekamen wir den Kontakt zu ihrer langjährigen und zuverlässigen Partnerfirma für Brunnenbau. So konnten Christian und Stefan bereits nach kurzen Verhandlungen einen neuen Vertrag ausarbeiten, der beinhaltete, dass auf jeden Fall ein funktionierender Brunnen gebaut werden würde.

Bereits am Folgetag begann die Suche nach Wasser. Leicht amüsiert waren wir darüber, dass der beauftragte Hydrologe von seinen zwei favorisierten Brunnenpositionen eines mit Hilfe einer geohydrologischen Messung und eines mit der Wünschelrute bestimmte und von Letzterer deutlich überzeugter schien. Die Arbeiter begannen somit unmittelbar an der mit der Wünschelrute ermittelten Position, für uns mittlerweile schon die dritte Bohrung. Das verwendete Equipment der Arbeiter sowie ihr Arbeitstempo waren dabei deutlich hochwertiger und schneller verglichen mit der vorherigen Bohrfirma. Doch auch diese Bohrung brachte zu unserer großen Ernüchterung nur trockenes Gestein zu Tage, und das trotz einer beachtlichen Bohrtiefe von 85 (!) Metern. Am Folgetag ging es also weiter mit der insgesamt vierten Bohrung. Doch mehr als einige Bodenschichten mit nassem Gestein und unserer zwischenzeitlichen Hoffnung, dass dies ausreichen würde, brachte auch diese Bohrstelle nicht ein.

So langsam sahen wir sämtliche Hoffnungen schwinden überhaupt noch Wasser zu finden. Doch unser Bohrmeister war unvermindert zuversichtlich und bestimmte kurzerhand und mit vollster Überzeugung sowie ohne jegliche hydrologische Messung, wo die nächste Bohrung stattfinden würde. So zeigte er mit der Zeigefinger auf einen ungefähr 200m entfernten Bananenbaum, wohl gemerkt in mitten einer Landschaft mit zahllosen Bananenbäumen in allen Himmelrichtungen. Trotz leichter Skepsis ließen wir uns von seinem Optimismus anstecken. Nach vier gescheiterten Bohrungen, davon zwei mit der Wünschelrute und zwei mit professioneller hydrologischer Messung, zweifelten wir sowieso längst am Erfolg beider Verfahren.

Und tatsächlich brachte uns besagter Bananenbaum endlich das entscheidende Bisschen Glück. Schon nach 20 Metern Tiefe stießen wir auf wasserführende Schichten, die sich über die gesamte Bohrtiefe von über 60 Metern fortführten. Die Ernüchterungen der Vergangenheit ließen uns jedoch zunächst noch misstrauisch bleiben. Denn zuallererst musste noch das Ergebnis des 3-stündigen Pumpentests abgewartet werden. Dieser zeigt auf wie hoch der Nachlauf im Bohrloch ist und ob ausreichend Wasser für einen nachhaltigen Brunnen gefördert werden kann. Was dann aber während dieses Pumpentests geschah, sollte der wohl emotionalste Moment unseres Aufenthaltes werden. Denn bereits innerhalb von wenigen Minuten kamen aus allen Richtungen Dorfbewohner  um den Fortgang des Pumpentest zu beobachten und ihre mitgebrachten Eimer und Flaschen mit dem kostbaren Wasser zu befüllen. Bis heute ist es uns ein Rätsel, wie sich die Nachricht des funktionierenden Bohrlochs so schnell verbreiten konnte. Das Bild der Dorfgemeinschaft, die sich im Licht der Abenddämmerung um das Bohrloch versammelt, die wassertragenden Frauen, die urplötzlich in alle Himmelsrichtungen am Horizont zu sehen waren sowie die freudigen Gespräche und Zurufe um uns herum wird so schnell sicherlich keiner von uns vergessen.

Für Marlon und Christian hieß es am darauffolgenden Tag schon Abschied nehmen von Chikhosi, da es für die Beiden schon etwas früher wieder zurück nach Deutschland ging. So konnten leider nur Stefan und Elena an der Gartenfeier anlässlich des Tags der deutschen Einheit in der Residenz des deutschen Botschafters in der Hauptstadt Lilongwe teilnehmen. Diese war wirklich eine einmalige Erfahrung und überdies eine gute Möglichkeit mit den zahlreichen deutschen Organisationen, die dauerhaft in Lilongwe arbeiten, in Kontakt zu kommen.

Die Bauarbeiten zur Errichtung des Brunnens gingen währenddessen zügig voran und die Pumpe sowie das um den Brunnen liegende Betonfundament waren schon nach zwei Tagen errichtet. Vor Inbetriebnahme musste das Fundament jedoch noch einige Tage austrocknen, sodass sich für Stefan und Elena einige freie Tage ergaben in denen andere Regionen in Malawi erkundet werden konnten.

Nach der Trocknung des Betonfundaments ging es für die Beiden dann zum vorerst letzten Mal in die Schule um den Brunnen feierlich mit Schülern, Lehrern und Dorfbewohnern zu eröffnen. Es war ein wunderschöner Moment zu sehen, wie der Brunnen zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde und beide durften auch tatkräftig selbst einmal beim Pumpen anpacken. Gleichzeitig war es aber auch traurig Abschied zu nehmen von den vielen bekannten Gesichtern in Chikhosi.

Eine letzte Überraschung gab es allerdings noch. Patricia, eine der wichtigsten und einflussreichsten Frauen der Dorfgemeinschaft, lud uns in ihr Haus ein, wo wir ihre Familie mit Kindern und Enkeln kennenlernen durften. Zum Abschied hatte sie dann noch ein Geschenk für uns, verschwand aus dem Zimmer um kurz darauf mit einem lebenden Huhn wiederzukommen. Unsere riesige Überraschung und Freude konnten wir kaum verbergen. Nach kurzer Ratlosigkeit und einem Telefonat mit Edward, dem Koch in unserem Hostel, war aber schnell eine Lösung gefunden und besagtes Huhn fand sich zum Abendessen auf unseren Tellern wieder. Edward erklärte uns auch, dass Hühner zu den größt möglichen Geschenken im ländlichen Malawi gehören. Somit eine wahrlich große Geste von Patricia, für die wir sehr dankbar sind.

Anschließend ging es auch für Stefan und Elena zurück nach Deutschland. Zum einen waren wir unglaublich froh und dankbar doch noch Wasser und Strom nach Chikhosi gebracht zu haben, zum anderen fiel uns der Abschied von Land und Leuten aber wahrlich nicht leicht.

Wir hoffen sehr, dass wir in zukünftigen Projekten noch mehr für die Schüler der Chikhosi Schulen leisten können.