"Gute Lehre" - Didaktikworkshops mit Berufsschullehrern

"Gute Lehre" - Didaktikworkshops mit Berufsschullehrern

Gastbeitrag Theresa Rinnert

In den vergangenen Wochen durfte ich - als Anwärterin auf ein Lehramt der Fächer Spanisch und Geschichte - in Zusammenarbeit mit der NGO Fundación Sodis und der humanistischen Initiative Ingenieure ohne Grenzen e.V. nach Cochabamba, Bolivien reisen. Ziel meines Aufenthalts war die didaktische Weiterbildung ausgewählter Lehrer zweier technischer Institute, die wesentlich in das Projekt „Micani sin humo“ der kooperierenden Untergruppe der RG Aachen IOG mit eingebunden sind. Bei den beiden Instituten handelt es sich zum einen um das Instituto Tecnológico Sayarinapaj (ausgesprochen ungefähr Szaiarinaapach), das sich in ca. 2 stündiger Entfernung zu der Großstadt Cochabamba befindet, und das Instituto Tecnológico Charcas, das in dem Örtchen San Pedro de Buena Vista (abgekürzt SPBV) steht. SPBV liegt mit einer Distanz von knapp 2 Stunden Autofahrt vergleichsweise in direkter Nachbarschaft zu dem Ort Micani. Denn um von Cochabamba nach SPBV zu gelangen muss man zunächst eine knapp 9 stündige Busfahrt hinter sich bringen. Diese Erfahrung kam direkt an meinem zweiten Tag in Bolivien auf mich zu. Auf meiner Reise wurde ich von einem Mitarbeiter des SODIS-Teams begleitet. Einmal in San Pedro angekommen, stellte man mich den Lehrern vor, die die folgenden beiden Tage an meinem insgesamt 12 stündigen Seminar zu dem Oberthema „Gute Lehre“ teilnahmen. Auch wenn der Schrei nach der hochgepriesenen europäischen Didaktik laut war, verfolgten meine Vorträge nicht das Ziel die Seminarsteilnehmer mit Kompetenzmodellen abzuspeisen, sondern gemeinsam mit ihnen eine theoretische Grundlage zu entwickeln, auf der sie ihre seit Jahren gesammelten Erfahrungen einordnen und fachlich wertvoll evaluieren können. Da die Methodologie des Seminars dennoch daraufhin ausgerichtet war neue Methoden durch direkte Praxis einzuüben und aufzuzeigen konnte ich am Ende des Seminars einen hohen Lernerfolg bei den Teilnehmern feststellen und mit der Gewissheit abreisen, dass das Projekt „Micani sin humo“ nicht nur in Deutschland, sondern auch in Bolivien, durch motivierte und fachlich interessierte Menschen getragen wird.

Die restliche Zeit meines Aufenthalts erarbeitete ich gemeinsam mit dem Lehrer Ingeniero Benigno aus dem landwirtschaftlichen Ausbildungszweig des Instituto Tecnológico Sayarinapaj eine neue Kurstrategie und Methodologie für den ab April 2018 eingeführten „ergebnisoffenen Kurs“ in seinem Lehrzweig. Während IOG in den vergangenen Ausreisen gemeinsam mit dem technischen Ausbildungszweig Küchen für die Region um Micani herum implementierte, soll künftig eine stetige Analyse der Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden im Einzugsbereiches des Projektes erfolgen und daraufhin im Schulkurs eine neue abgestimmte Technik gewählt, entwickelt und implementiert werden, die den Lebensstandart der Bewohner anhebt. Die Ausarbeitung des Projekts ist bisher noch nicht abgeschlossen, doch genau wie auch bei allen anderen Aktivitäten arbeiten die Institutionen (also Schulen, IOG und SODIS) eng zusammen und so bin ich davon überzeugt, dass das Projekt des ergebnisoffenen Kurses nicht nur rechtzeitig vervollständigt, sondern auch ein voller Erfolg wird.

Eine unvorhergesehene Möglichkeit der Intensivierung meiner Arbeit und der Zusammenarbeit der einzelnen Schulen ergab sich aus dem Besuch einer aus Frankfurt angereisten Psychologin und Pädagogin, die im Rahmen verschiedener politischer und sozialer Projekte schon seit vielen Jahren besonders erfolgreich Didaktikschulungen für verschiedenste Institutionen realisiert. Glücklicherweise gelang es, sowohl Lehrer des Insituto técnico Charcas, als auch Sayarinapaj in den Seminaren der benannten Expertin unterzubringen, sowie einen direkten Kontakt zwischen den für die Kurse verantwortlichen Lehrer beider Institutionen herzustellen.

Bevor ich diesen Bericht beende möchte ich mich abschließend noch einmal aufrichtig bei allen Beteiligten und Mitarbeiter für die herzliche und effiziente Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken; nicht zuletzt auch für die Chance mich persönlich in Bolivien von dem hohen Potenzial dieses tollen Projektes überzeugen zu dürfen. 

Verfasst von: Theresa Rinnert