Interview mit Paul Nyuoh über die WIL Turbine

Interview mit Paul Nyuoh über die WIL Turbine

Projektleiter Justus Hofmeister interviewt Paul Nyuoh über seine Erfahrungen mit der WIL Turbine. Er hat auss eigener Initiative zwei Turbinen gebaut und betreibt diese nun in seinem Dorf, nachdem er die Schulung von Ingenieure ohne Grenzen 2017 besucht hatte.

 

Justus: Wie bist du auf das IOG Training im September 2017 aufmerksam geworden?
Paul:
Zuerst einmal danke für die Gelegenheit. Ich heiße Paul Nyuoh. Ich bin in einem Dorf namens Fundong in der Region Nordwest in Kamerun aufgewachsen. Dort gibt es keine Elektrizität. Das Dorf hat ca. 50 Einwohner und ist nicht an den Strom angebunden.
Ich bin zur Grundschule, zur weiterführenden Schule und dann zur Universität gegangen. Als ich an der Universität war, habe ich ein Praktikum bei ACREST gemacht. Die Geschäftsführerin sah, dass ich so viel wie möglich über Elektrizität lernen wollte. Als dann das Training für die WIL Turbine aufkam, hat sie mich angerufen und gemeint ich soll doch zum Training gehen. Ich habe die Einladung angenommen und bin zum Training gekommen.

J: Ok, also ein sehr persönlicher Grund mit der Elektrizität… Nachdem du am Training teilgenommen hattest, wo du drei Wochen lang eine intensive Ausbildung in der Technologie von IOG bekommen hast, was war deine persönliche Motivation, um weiter mit der Turbine zu arbeiten?
P:
Nach dem Training ist mir aufgefallen, dass meine Gemeinde gar keine so hohen Wasserfälle braucht, um Elektrizität zu bekommen, die die Häuser dort mit Licht und vielleicht ein paar Lademöglichkeiten versorgen kann.
Deswegen war ich interessiert und motiviert, denn in meinem Dorf gibt es viele kleine Wasserfälle mit nur niedriger Höhe. Ich konnte also dorthin gehen und diese Möglichkeit dort umsetzen. Also habe ich losgelegt und habe die Technologie, die ich gelernt hatte, ausprobiert, um zu sehen, ob es funktioniert. Damit ich meinen Leuten helfen kann Strom für ihre Handys und Licht für ihre Häuser zu bekommen.

J: Du hast mir vorhin schon erzählt, dass du ein ganzes Netzwerk aufgebaut hast für die Turbine. Du hast zwei Turbinen gebaut gemeinsam mit ein paar Studierenden. Kannst du vielleicht kurz dein Vorgehen erklären, wie du das gemacht hast?
P:
Nach dem Training bin ich zurück nach Hause nach Bamenda gefahren. Ich habe die Technologie meinen Eltern erklärt und ein paar Ältesten in meinem Dorf. Die waren sehr interessiert.
Ich habe Geld aufgetrieben und habe 20 Studierende einer Technikschule versammelt. Wir haben gemeinsam das Training gemacht und haben es geschafft zwei Turbinen zu bauen, die ich dann auch mit zwei Studierenden installiert habe. Beide funktionieren. Naja – eine hat ein paar Probleme, aber die andere funktioniert wirklich sehr gut!

J: Was waren deine persönlichen Herausforderungen bei diesem Vorgehen, bei dieser Arbeit?
P:
Meine persönlichen Herausforderungen… die erste Herausforderung, die ich hatte, war Geld aufzutreiben, um loszulegen. Eine andere war das Material, die Maschinen – sagen wir einen Arbeitsplatz zu haben. Aber was das technische Know-how angeht, die Broschüre, die ich im Training erhalten hatte, hat mir geholfen diese technischen Herausforderungen zu meistern.
Also ich glaube, die größte Herausforderung, die ich hatte, war das Geld und wie ich Geld auftreiben konnte, um noch weitere Turbinen zu bauen.

J: Es ist sehr eindrucksvoll, dass du das alles gemacht hast und uns auch erst so spät kontaktiert hast. Du hattest die Turbinen schon fertig, als du uns kontaktiert hast, um dich zu unterstützen. Eine wirkich sehr interessante Geschichte... Was ist der aktuelle Status Quo? Wie viele Turbinen sind tatsächlich fertig und laufen und wie ist die Situation allgemein?
P:
Also ich habe zwei Turbinen fertig und habe zwei installiert. Eine ist nicht so gut, da sie nur zwei Lampen mit Strom versorgt. Aber die zweite ist sehr gut, sie versorgt zwei Lampen und zwei Ladestationen für die Leute dort mit Strom. Und sie zahlen mir jeden Tag jeweils 100 Francs, also bekomme ich pro Tag 200 Francs. Am Monatsende habe ich also 6000 Francs durch die zwei Turbinen. (Anmerkung: 6000 Francs entsprechen etwa 9 Euro) 
Ich glaube meine Freude ist nicht das Geld zu bekommen, sondern zu sehen, dass die Leute sich sehr über das Licht/Strom freuen und auch zu sehen, dass ich das Wissen, das ich von IOG erhalten habe, umgesetzt habe. Das motiviert mich sehr.
Also die zwei Turbinen sind in gutem Zustand.

J: Das ist toll. Letzte Frage: Was ist deine Vision? Wo siehst du dich in einem Jahr, in zwei oder in fünf Jahren?
P:
Ich habe eine Vision. Ich glaube noch vor dem Jahresende, oder in zwei oder drei Jahren, muss ich mich national ausbreiten. Denn es gibt viele andere Dörfer in Kamerun, die genauso wie mein Dorf immer noch im Dunkeln leben - ohne Stromverbindung und Licht. Ich denke, das ist möglich, wenn ich das Geld auftreiben kann. In zwei Jahren, sollte es mir möglich sein durch unsere 10 Regionen zu gehen und zu versuchen diese Technologie umzusetzen. Ich möchte Leuten helfen Licht zu haben. Das ist was meine Vision gerade.

J: Das ist eine tolle Vision zu diesem Zeitpunkt und wir als IOG werden dich auf jeden Fall in allen Bereichen, die möglich sind, unterstützen. Zum Beispiel in den Bereichen, die wir schon besprochen haben: Business Case Entwicklung. Außerdem würden wir gerne die Turbine, die du gebaut hast gegen eine neue eintauschen, einfach nur um zu sehen was wir noch verbessern können.  Ich glaube daraus wird eine großartige Partnerschaft werden und wir werden viel voneinander lernen können und wir werden versuchen deine Vision zu realisieren. Vielen Dank.
P:
Vielen Dank, es war mir eine Freude.