Unser Beitrag für nachhaltige Entwicklung: 14. Leben unter Wasser

Nachhaltigkeitsziel 14: Leben unter Wasser 2

2006 entwickelte unser Vorstandsvorsitzender Kurt Saygin eine Abwasseraufbereitungsanlage. Diese baute er dann 2018 gemeinsam mit den International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC) für die rund 6.000 Bewohner*innen eines Flüchtlingslagers der Rohingya im Südosten von Bangladesch. Wir interviewten ihn zum 14. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen: Leben unter Wasser.

Wie trägt Abwasserbehandlung zu einer guten Meeresflora- und Fauna bei?

Normalerweise denken wir bei Abwasser tatsächlich an Toilettenabwasser, aber ganz so einfach ist es nicht. Gerade dort, wo viele Menschen in Städten zusammenleben, die am Wasser liegen und wo keine vernünftige Abwasserbehandlung erfolgt, wie bspw. in Istanbul oder auch in anderen Städten im Süden Europas, steigt natürlich die Konzentration an Stickstoff, an Phosphor und vor Allem an Kohlenstoff, dort, wo das Abwasser ins Meer fließt. Dadurch ändert sich auch die chemische Zusammensetzung des Wassers und stört das biologische Gleichgewicht im Wasser. Außerdem führt es zum Algenwachstum.

Vor kurzem sind im Marmarameer bei Istanbul – ein Binnenmeer zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer – riesige Mengen an Meeresschleim aufgetreten. Eine Zunahme der privaten Nutzung von Reinigungsmitteln und Chemikalien während der Corona-Pandemie sowie Abfall aus den umliegenden Industrien verursachten ein vermehrtes Algenwachstum, der diesen Schleim produzierte und dadurch dazu führte, dass den Fischen der Sauerstoff entzogen wurde. Die Fische starben ab und die restliche Meeresflora- und Fauna war auch schwer davon betroffen.

Abwasser besteht also nicht nur aus Toilettenabwasser oder Abwasser aus dem persönlichen Verbrauch, sondern auch aus Industrieabwasser. Sehr viel Seife kommt ins Wasser und vor Allem auch alle möglichen Feststoffe, die nicht ins Wasser gehören, in erster Linie natürlich Plastik. In unseren Einsatzgebieten passiert es teilweise, dass Menschen ihre Notdurft in Plastiktüten verrichten, diese zuknoten und dann ins Wasser werfen. Auch ansonsten, wo Abwasser einfach in Flüssen eingeleitet wird, die dann ins Meer münden, kann man unheimlich viel Plastik, Metallfolie und ähnliche Fremdstoffe finden, die im Wasser nichts zu suchen haben.

Wie können Kläranlagen da helfen?

Kläranlagen bereiten nicht nur menschliche Exkremente auf. Durch eine mechanische Aufbereitung filtern Kläranlagen eben gerade Plastik und Metallfolien, leere PET-Flaschen, leere Kola-Dosen – also alles, was von Essensverpackungen, anderen Verpackungen und Plastiktüten kommt.

Wie kann Ingenieure ohne Grenzen dabei unterstützen?

Wenn wir ein Abwasserentsorgungssystem entwickeln, ist das Absieben von Feststoffen immer ein wichtiger Bestandteil. Bspw. bei der Anlage, die ich 2006 entwickelte und 2018 gemeinsam mit den International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC) für die rund 6.000 Bewohner*innen eines Flüchtlingslagers der Rohingya im Südosten von Bangladesch baute, fanden wir einiges im Eingangssieb: von Flip-Flops über Essensverpackungen bis hin zu Plastiktütenresten. Also, auch wenn wir Anlagen zur Behandlung von Abwasser bauen, achten wir nicht nur darauf, Stickstoff-, Kohlenstoff- und Phosphorwerte zu senken, sondern auch den Müll gleich zu Anfang des Prozesses heraus zu sieben und auf nachhaltiger Weise zu entsorgen.

 

Momentan ist unser Vorstandsvorsitzender, Kurt Saygin, dabei, für das Deutsche Rote Kreuz eine temporäre Kläranlage in Mayschoß im Ahrtal zu bauen. Im SWR-Beitrag spricht er darüber.

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